Chinesen essen Hunde – was steckt dahinter?
Es ist sind ähnliche Fragen, die man immer wieder gestellt bekommt, wenn man China besucht hat oder dort lebt:
- Essen alle Chinesen Hunde?
- Hast du Hundefleisch probiert?
- Findet man auf der Speisekarte in chinesischen Restaurants Hundefleisch?
Direkt zu Anfang wollen wir festhalten: Nicht alle Chinesen essen Hunde.
Auch heute fällt vielen Menschen, wenn sie nach China gefragt werden, oft als erstes das gängige Vorurteil ein: „Chinesen essen Hunde“. Und wie es mit Vorurteilen und Stereotypen eben so ist, halten sie sich in den Köpfen der Leute. Auch dann, wenn sie wenig mit der Wahrheit zu tun haben.
Trotzdem kann man nicht bestreiten, dass eine kleine Minderheit der Chinesen Hundefleisch verzehrt. Vor allem im Süden Chinas, in den Provinzen Guangdong und Guangxi (Nordöstliche Provinzen, im Norden Jiangsus, Guizhou Guangdong and Guangxi) werden auch heute noch Hunde für den Konsum geschlachtet. Jedes Jahr werden in China so rund 10 Millionen Hunde getötet.
Falls du dich bereits ein wenig mit dem Thema beschäftigt hast, ist dir der Ort Yulin im südlichen China bestimmt ein Begriff. Dort findest jedes Jahr ab dem 21. Juni das einwöchige Lychee- und Hundefleisch-Festival statt. Doch nun der Reihe nach – wie kam es dazu?
Seit wann isst man Hundefleisch in China?
Die ersten Spuren für den Verzehr von Hundefleisch im Alten China finden sich ab 1700 v.Chr., im nördlichen Teil des Landes. Damals galten Hunde als vielseitige Nutztiere. Hunde dienten beispielsweise als Wachhunde, als Hütehunde, als Begleiter bei der Jagd, aber auch als Fleischlieferant. Außerdem spielten Hunde und Hundefleisch eine wichtige Rolle im damaligen Opferritus. Sie wurden als Gabe an verstorbene Verwandte und die Götter geopfert.
Interessanterweise findet sich das ursprüngliche Schriftzeichen für „Hund“ (犬 – quǎn) im heutigen Schriftzeichen für „darbieten, anbieten“ (献 – xiàn) wieder, was zu den Belegen für die antiken Hundeopfer passt. Mit der Verbreitung des Buddhismus in China ab dem 10. Jh. wurden die Hundeopfer aber seltener, da dies als schlechtes Karma ausgelegt wurde: Hunde galten hier wegen der Treue zu ihrem Besitzer als sehr positive Tiere.
In der traditionellen Chinesischen Medizin wird Hundefleisch eine heilende und wärme spendende Wirkung zugesagt. Unter Mao Zedong galt das Halten von Hunden als „bürgerlicher Zeitvertreib“ und wurde während der Kulturrevolution scharf verurteilt. Erst in den 90er Jahren wurde Hunde als Haustiere in China immer beliebter. Vor allem in den Städten fingen viele Leute an, Hunde zu halten. Das ist auch der Grund, wieso heute viele Chinesen das Lychee- und Hundefleisch-Festival ablehnen.
Essen Chinesen Hunde? Das Lychee- und Hundefleisch-Festival in Yulin
Das berüchtigte Festival gibt es noch nicht lange, 2009 wurde es zum ersten Mal abgehalten. Obwohl die Stadt Yulin der Austragungsort des Festivals ist, bestreitet der Stadtrat, dass das Festival in irgendeiner Weise von den offiziellen Behörden unterstützt wird. Ferner wird das Festival als lokaler Brauch beschrieben, der nur von einer kleinen Prozentzahl der Einheimischen Yulins unterstützt wird (frei übersetzt nach der englischen Wikipedia Seite zu diesem Thema).
Seit Beginn des Festivals gibt es eine breite Opposition von internationalen Tierschutzorganisationen, aber auch Einheimischen, die das Fest kritisieren. Es gibt auch immer wieder Versuche, die dort involvierten Hunde zu retten. 2014 hat beispielsweise ein pensionierter Lehrer aus Yulin 150,000 CNY dafür bereitgestellt, um 360 Hunde, die auf dem Festival zum Essen angeboten werden sollten, zu retten. Außerdem sprechen sich auch immer mehr berühmte Persönlichkeiten gegen das Festival aus, das jedes Jahr in vielen Medien stark kritisiert wird.
Es ist vor allem dieses Festival, was erheblich zu dem Vorurteil beiträgt, dass das Essen von Hunden in China weit verbreitet ist. In der Realität findet man vor allen in großen internationalen Städten wie Peking oder Shanghai in den seltensten Fällen Hundefleisch in einem Restaurant. Hunde sind in weiten Teilen Chinas heute wie oben beschrieben ein beliebtes Haustier und somit gilt deren Verzehr als Tabu.
Dennoch stimmt es, dass die Vorstellung, dass Hundefleisch gut schmeckt und gesund ist, in einem Teil der chinesischen Kultur verwurzelt ist.
Wie oft, muss man hier die Balance zwischen zwischen zwei Extremen finden. Das Vorurteil, dass alle Chinesen Hundefleisch essen, ist nicht haltbar. Andererseits muss aber auch gesagt werden, dass ein kleiner Teil der Bevölkerung Hundefleisch konsumiert.
Was ist die Meinung in China zum Konsum von Hundefleisch?
Horizon hat im Auftrag der China Animal Welfare Association vor einigen Jahren genau zu diesem Thema eine Studie durchgeführt.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass der Großteil der Chinesen (fast 70%) noch nie Hundefleisch probiert hat. Ganze 64% sprechen sich gegen das Lychee- und Hundefleisch-Festival aus. 62% der Befragten geben an, dass das besagte Festival Chinas Ruf im Ausland beschädige. Trotzdem ist Yulin, mit einer vergleichbaren Bevölkerungszahl wie London, auch für chinesische Verhältnisse keine kleine Stadt.
Zusammenfassend kann gesagt werden, das dieses Thema jedes Jahr bei Beginn des Hundefleisch-Festivals aufs Neue sehr kontrovers diskutiert wird. Natürlich trägt das Festival erheblich zu dem Stereotyp bei, dass es in China ganz alltäglich ist, Hundefleisch zu essen. Doch auch wir tragen mit unseren in vielen Teilen sehr pauschalen Vorurteilen gegenüber China dazu bei, dass diese Stereotypen weiterhin bestehen. Wenn man die Fakten betrachtet, wird einem jedoch klar, dass das Vorurteil „Alle Chinesen essen Hunde“ nicht der ganzen Wahrheit entspricht.
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